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Der Abend am Anhaltischen Theater war überhaupt nicht zu lang, er war sogar sehr beglückend in dieser XL-Fassung. Da wurde kreativ umgegangen mit der Oeser-Fassung und es kommt keine Sekunde Langeweile auf. Also es gibt einige Rezitative, dann gibt es gesprochene Texte. Es gibt hinzugefügt noch einen Schauspieler, der das Alter Ego von Hoffmann, dem Opernsänger, die sich gegenseitig die Bälle zuwerfen, also der Schauspieler, der dann originale Hoffmann-Texte spricht und damit nochmal deutlicher, klarer macht, wie die drei Frauengeschichten verknüpft sind mit den Erzählungen von E.T.A. Hoffmann. Das alles ist sehr geschickt gemacht und sehr unterhaltsam. 

Der Regisseur Roman Hovenbitzer fügt noch eine ganz interessante Ebene hinzu: Theater auf dem Theater (…). Aber hier ist es so, dass der Bösewicht Lindorf, der sich als  Coppelius, Mirakel und Dapertutto durch alle Geschichten zieht, auch noch Immobilienentwickler und baut das Theater um zu einem Einkaufszentrum. Der Kommerz triumphiert über die Kunst. Und das ist auch einer der Gründe, warum Hoffmann sich in den Suff flüchtet. (…) Und diese Vorstellung von Touristennepp in Venedig wird dargestellt im Giulietta-Akt. Es geht also nicht um Erotik, es geht vielmehr darum, wie Hoffmann hinters Licht geführt wird von einer Touristen- und Glücksspielmafia. Ganz ähnlich düpierende Bilder bei der Puppe Olympia. Diese Motive ziehen sich sehr klug dosiert durch den ganzen Abend, der in dem Bühnenbild von Hermann Feuchter in Theaterlogen, Theatersegmenten spielt, die hin- und hergeschoben werden können. Mal zeigen sie nur eine nackte Brandmauer. Das Zimmer der Antonia ist in einer Art Pappkarton verpackt, damit Antonia gleich wieder verschickt werden kann, da sie sich ja vor Hoffmann zu verstecken versuchen. 

Also alles eng am Text und dem Ganzen dann aber doch einen zeitgenössischen Dreh gegeben. (…) Der Abend wird auch musikalisch aufgebrochen - so übernimmt z.B. ein Pianist manche Parts im Antonia-Akt. (…) Es kommt in keiner Sekunde Langeweile auf. 

(FAZIT/Deutschlandradio Kultur)

 

 

 

Der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach hat 2019 seine Spuren in den Spielplänen vieler Theater hinterlassen. Im Falle des Anhaltischen Theaters Dessau ist jetzt ein musikalischer Coups zu einer packenden Inszenierung von LES CONTES D´HOFFMANN gelungen! (…) Da es eine autorisierte Fassung von letzter Hand nicht gibt, bleibt jede Menge Spielraum für Entdecker- und Interpretenehrgeiz. In Dessau kommt das Ganze auf der Bühne und im Graben dennoch wie aus einem Guss daher. (…) 

Im Prinzip verlegt das Inszenierungsteam alles in den Backstage Bereich einer Oper. Hier verdingt sich Niklausse denn auch am Anfang und am Ende in einem Nebenjob als Reinigungskraft. Weit hinten sieht man eine Logentheater-Kulisse, in der gerade zunächst auch hörbar und dann nur noch sichtbar Mozarts Don Giovanni gegeben wird. An der Rampe befindet sich ein kleines Bühnenmodell, in dem die Spielmacher im Stück jeden Aktwechsel vorbereiten. Was im Modell im verkleinerten Format angedeutet ist, nimmt dann auf der Bühne, dank der beweglichen Versatzstücke, Gestalt an. Die etwas zudringliche programmierte Olympia hat ihren Auftritt in einem Ballettprobensaal. Für Antonia gibt es etwa eine Riesenkiste, die ihr besorgter Vater (vergeblich) mit Klebeband verschließt, um seine Tochter zu schützen. Doch der Bösewicht hat ein Messer dabei, um das wieder zu durchtrennen. Die Mutter kommt nicht nur als Stimme aus dem Off, sondern hat einen kurzen, aber eindrucksvollen Auftritt im roten Gewand.

Die Kurve in den Giulietta-Akt vom Canale Grande - bzw. der Oper als Ort des Geschehens - hin zu einem imaginären City Center des Projektentwicklers bzw. Baumoguls Lindorf ist zwar ein wenig steil geraten. Aber aus der Bahn fliegt der Abend dennoch nicht. Dafür hatte er bis dahin viel zu sicher seine Fahrt aufgenommen.

 

Fazit: Dem Anhaltischen Theater Dessau ist mit dieser Produktion ein Volltreffer gelungen!

(Online Musik Magazin/OMM) 

 

 

 

Dessauer Offenbach ist gut gelungen 

(…) Die Melange aus deutscher Romantik und französischem Charme hat ihren Besonderen Reiz. Dabei ist jede Inszenierung schon deshalb ein Abenteuer, weil es eine autorisierte Fassung von letzter Hand nicht gibt. Es bleibt also jede Menge Spielraum für Entdecker- und Interpretenehrgeiz. 

Am Anhaltischen Theater haben sich Kapellmeisterin Elisa Gogou und Regisseur Roman Hovenbitzer für eine Langfassung entschieden. Und sie haben dem Titelhelden mit Timo Kühn ein Hoffmann-Texte einfangendes Alter Ego an die Seite gestellt, was hervorragend funktioniert. Sie kommen so auf fast dreieinhalb Stunden für die Geschichten um die reale Diva Stella, die vom Dichter in drei Frauen aufgespalten wird: die Puppe Olympia, die Sängerin Antonia und der Kurtisane Giulietta. (…)  

Alle Soli und der Chor machen ihre Aufgaben ganz hervorragend. (…) Das Bühnengeschehen ist nah am Stück, um klare Kontur bemüht und durchweg spannend. Im Prinzip verlegen Hermann Feuchter (Bühne) und Judith Fischer (Kostüme) alles in den Bereich hinter einer Opernbühne. Weit hinten sieht man eine Logentheaterkulisse - gegeben wird hör- und sichtbar Don Giovanni. An der Rampe steht ein kleines Bühnenbildmodell, das auf der großen Bühne Gestalt annimmt. Das sollte man sich nicht entgegen lassen. (…) Eine der besten HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN der letzten Zeit.

(Mitteldeutsche Zeitung)

Die Premiere der Offenbach-Oper HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN wird am Anhaltischen Theater bejubelt - und das zu Recht. (...) Es ist eine gehörige Portion Fatalismus im Spiel, als die stürmisch gefeierte Premiere endet. Der Vorhang fällt vor dem zum Konsumtempel mit Namen "City Center" umfunktionierten Theater und dicht am Orchestergraben geht ein Bühnenbildmodell in Flammen auf. Ein Zeichen für die Vergänglichkeit der Kunst in heutigen Zeiten? (Volksstimme Sachsen-Anhalt)

 

In Dessau leuchtet Offenbachs Genie mit "Hoffmanns Erzählungen"

Das begeisterte Publikum dankte den Künstlern mit anhaltend großem Beifall und Standing Ovations. (...) Eine der folgenden Aufführungen in Dessau sollte man sich nicht entgehen lassen. In dieser Repertoire-Vorstellung stimmte einfach alles!

Am Anhaltischen Theater feiert die musikalisch herausragende, in der Inszenierung sehr stringente, emotional stark berührende wie auch humorvolle Produktion der Oper "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach einen großen Publikumserfolg. (...) Das bedeutet in dem großen Opernhaus gute zweieinhalb Stunden Opernglück. (..) Kein Moment der Langeweile kommt auf in dieser zudem vor originellen, fast immer werkimmanenten Einfällen sprühenden Inszenierung Roman Hovenbitzers. (...)

Sein Alter Ego wird in einer plausiblen Idee Hovenbitzers von einem Schauspieler gespielt und auch schon mal als Konkurrenten humorvoll konterkariert, quasi als nicht immer ganz ernstzunehmende Spaltung der einen Persönlichkeit der Oper zwischen dem Dichter und dem Sänger. Tina Kühn stell ihn mit treffenden Zitaten E.T.A. Hoffmanns dar. Damit bleibt der epische Charakter der Oper durchgehend präsent. Musik und Oper werden immer wieder durch diese sprachlichen Inseln gebrochen und gespiegelt. Als Zuschauer kommt man mit diesem starken Regieeinfall der Sprache und dem Stimmungsgehalt der Hoffmannschen Geschichten näher als sonst. (...)   

Absolut kitschfrei, dabei voll knisternder Erotik und mit erhellenden Videoeinspielungen versehen der vierte Akt. Hier zeigt der Regisseur die stärksten Übernahmen aus unserer heutigen Welt der Bauinvestoren und Partypeople zugleich mit Assoziationen an die Zwanziger Jahre. Als modernes City Center schiebt sich die aktuell-heutige Welt vor die Venedig-Kulissen und die wandlungsfähigen Teile eines logenbestückten Opernhauses (Bühne: Hermann Feuchter). In den Rausch Hoffmanns, der ihn fast um den Verstand bringt und schließlich zum mehrfachen Mörder macht, versetzt ihn Giulietta mit Hilfe einer Injektion aus der Hand Dapertuttos. Die aus seinem Drogenkonsum resultierenden Halluzinationen Hoffmanns spiegeln sich eindrücklich in diversen Film-Einspielungen. (Klassik begeistert/Der Klassik-Blog)

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