"The Turn of the Screw" – ein intensives musikalisches Kammerspiel
Großes Theater mit bescheidenen Mitteln an der Kunstuniversität Graz
Die Oper ist ein höchst aufwendiges Genre. Umso beeindruckender ist es, wenn die Kunstuniversität Graz wieder mit vergleichsweise sparsamen Mitteln eine ungemein packende Produktion auf die Bühne bringt. Diesmal ist es Benjamin Brittens "The Turn of the Screw" nach der gleichnamigen Novelle von Henry James. "Die 16 Szenen von Brittens 1954 uraufgeführter Kammeroper machen die Zweideutigkeit zum System", heißt es treffend im Programmheft. Zwischen Geistergeschichte und psychologischer Studie, zwischen Traumwelt und Realität bleibt die Geschichte in der gelungenen Inszenierung von Roman Hovenbitzer packend, offen und rätselhaft. (...) Ausstatterin Silvija Ostir zaubert mit einem schlichten Podest eine fantastische, flexible Bühne; wenige Requisiten, Lichteffekte und Trockeneis genügen für großes Theater.
(Kleine Zeitung)
Dunkle Stunden der Quälgeister
Kunstuniversität zeigt Benjamin Brittens Kammeroper „The Turn of the Screw“ – eine spannende Sache
Die Geister der Vergangenheit plagen die Lebenden: Benjamin Brittens Literaturoper „The Turn of the Screw – Die Drehung der Schraube“ ist ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. Die Kunstuniversität Graz bringt sie erfolgreich auf die Bühne des MUMUTH.
An der Oberfläche eine viktorianische Schauergeschichte über zwei Kinder, von denen Geister Besitz ergreifen, ist „The Turn of the Screw“ eine vieldeutige Parabel über die Gespenster der Vergangenheit, über Verdrängung und Schuld. Regisseur Roman Hovenbitzer, dem die Kunstuniversität schon eine exzellente „Zauberflöte“ zu verdanken hat, hat auch Brittens Meisterwerk souverän im Griff. Hovenbitzer drängt keine der möglichen Lesarten des Dramas in den Vordergrund, sondern erzählt die Story von Henry James´ Romanvorlage subtil nach. Mit vielen Details und Einfallsreichtum (die schöne Ausstattung ist von Silvija Ostir) nimmt das Kammerspiel um eine Gouvernante (stark: Premierenbesetzung Lalit Worathepnitinan) und die ihr anvertrauten Kinder eindringlich Gestalt an.
Sanft, aber immer unwiderstehlicher wird die Spannungsschraube angezogen, bis die beiden unheimlichen Quälgeister Quint und Miss Jessel ihr sinistres Werk vollendet haben. Um den Grusel zu erhöhen, wird mit Halleffekten gearbeitet; im technisch hochgerüsteten MUMUTH ist da ja gut realisierbar. (...)
(Kronen Zeitung)