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Hinreißend witzige Menschwerdung

Die Grazer Kunstuniversität zeigt Mozarts „Die Zauberflöte“ im Mumuth 

Nach dem „Don Giovanni“-Regiedebakel im Vorjahr rehabilitiert sich die Grazer Kunstuniversität mit einer phantasievollen, übermütig komischen sowie tiefgründigen Mozart-Produktion. „Die Zauberflöte“ punktet im Mumuth mit einer liebevollen, witzigen Ausstattung und einem hinreißend spielenden Ensemble. Seit geraumer Zeit plagen sich die Regisseure damit ab, in Mozarts Spätwerk eine einigermaßen verträgliche Balance aus Polit- und Zaubertheater herzustellen. Zu oft bleibt das Märchen auf der Strecke, weil man sich in der schier unergründlichen intellektuellen Tiefe des Stücks verloren hat. (...)

Roman Hovenbitzer ist das rare Kunststück gelungen, eine geglückte „Zauberflöte“ auf die Bühne zu bringen: Es ist eine übersprudelnd fantasievolle, hinreißend komische Inszenierung in der grandiosen Ausstattung der Studentin(!) Johanna Ralser, eine Inszenierung, die dennoch die philosophische Dimension nicht unterschlägt. Der Kontrast zwischen dem weiblich geprägten Reich der Königin der Nacht und der kühlen Vernunftwelt von Sarastro ist pointiert dargestellt. Da die hochemotionale Sphäre des Mutterschosses und des Herzens, wo die Rachegefühle hochkochen, dort die Priesterkaste der Superhirne, die Vernünftler, die zur Merkel-Raute ansetzen und deren riskantes Spiel mit den Probanden Tamino und Pamina schnell ins Zynische zu kippen droht.

Dass das Liebespaar nicht zwischen den konkurrierenden Systemen aufgerieben wird, dafür sorgen spielfreudigst die drei Knaben im Patientenkittel. Diese rätselhaften „Zauberflöten“-Figuren sind hier die Strippenzieher, die auch den komischen Rahmen bewahren. Letzteres gemeinsam mit dem Papageno, einem Naturburschen in der Eierschale, der dem rigiden Schwarz-Weiß-Dualismus sein „gutes Herz“ entgegensetzt.

Man muss sich nämlich nicht entscheiden, ob man dort oder da dazugehören möchte. Während sich die beiden Systeme im Finale kindisch um die Vorherrschaft balgen, treten die beiden Liebespaare die Flucht an: Sollen die Herrscher doch mit ihren Dünkeln allein bleiben, wir werden Mensch! (...)

(Kronenzeitung)

 

Zauberflöte mit Herz und Hirn

Studierende der Kunstuniversität Graz bringen, dirigiert von Frank Cramer, eine höchst sehenswerte Version von Mozarts „Zauberflöte“

Noch bevor der Vorhang aufgeht, ist das Konzept der Inszenierung durch die originelle Ausstattung Johanna Ralsers angedeutet: Wir sehen Platons „Kugelmenschen“, mit männlicher und weiblicher Hälfte und einem versteckten androgynen Anteil. Im Reich der Königin der Nacht kämpft Tamino mit einer Nabelschnur als Schlange um seine Abnabelung, die Vertreterinnen dieser rot akzentuierten Welt haben ausladende Hüften und üppige Brüste; das erste Bild zeigt übergroße (Scham-)Lippen zwischen riesigen Schenkeln und das Bildnis, das Tamino „bezaubernd schön“ findet, ist ein überdimensioniertes naturalistisch geformtes Herz.

In Sarastros Männerreich sind Roboterwesen in schwarz-weißen Kostümen, mit Bleistiftschwertern und Zollstöcken, aufgesetzten Hirnen und einem Riesenhirn als „Allerheiligstem“, das einen binären Code enthält. Durch die ironische Überzeichnung wird aber gerade das Klischeehafte einer Männlich-weiblich-Zuordnung karikiert und gelungen hinterfragt. (...)

Zur symbolträchtigen Ausstattung passen die Regieideen Roman Hovenbitzers. Tamino und Pamina emanzipieren sich, lassen das Machtsymbol „Sonnenkreis“ zurück und laufen mit Papageno und Papagena durchs Publikum ab.

(Kleine Zeitung)

 

Die Inszenierung von Roman Hovenbitzer bietet eine zeitgemäße Deutung, nimmt Mozarts märchenhafter Oper aber nicht ihre Magie. (...) Hovenbitzer wirft am Ende einen anderen Blick auf die Geschichte, die Emanuel Schikaneders Libretto erzählt. Passend zur Umsetzung durch Studierende dominiert die Perspektive der vier jungen Figuren Tamino und Pamina, Papageno und Papagena.

Erzählt wird, wie sie sich von der Elterngeneration ablösen und lernen, als gereifte Individuen ihren eigenen Weg zu gehen.

(Der neue Merker)

mobil: 0173/2901840

mail: romanhovenbitzer@gmail.com