Ein wunderbarer Theaterabend

Was an größeren Häusern relativ selten vorkommt, hat jetzt das Theater Hagen auf höchst überzeugende Weise geleistet: Das 1947 am Broadway uraufgeführte Bühnenwerk 'Street Scene' in einer rundum ansprechenden Inszenierung auf die Bretter zu stellen und damit zu zeigen, wie fesselnd dieser dramaturgisch schlüssige Zweiakter von Kurt Weill doch sein kann. Mit der neuen Produktion beweist das Theater Hagen nicht nur die Bühnentauglichkeit dieses Werks, sondern legt auch eine ganz besondere Visitenkarte vor, die das Haus als eine der wirklich sehenswerten Spielstätten im Ruhrgebiet ausweist. 

(klassik.com)

Wie im echten Leben

Weills Street Scene ist ein spannendes Stück – und selten auf der Bühne zu erleben. Womöglich, weil der Aufwand enorm ist. Das Theater Hagen hat diese Herausforderung angenommen und glänzend bestanden. Mehr als vierzig Rollen, kleine, mittlere und große sind zu besetzen. Dazu kommen Opernchor und Kinderchor. Eine wahnsinnige Leistung! (...) Roman Hovenbitzer führt Regie. Er beweist in Verbindung mit der perfekten Choreografie von Ricardo Viviani akribisch genauen Sensus für die Bewegung all der Menschen auf der Opernbühne (Bühnenbild: Roy Spahn), die nichts anderes ist als eine Wohnanlage in Form eines riesigen, rot leuchtenden Dollarzeichens. Auf diesem engen Raum stellt Hovenbitzer seine Figuren perfekt und versinnbildlicht das nachbarschaftliche Beziehungsgeflecht. Wer aber meint, Weills Stück sei ein düster-schwüles Drama, der irrt. Es gibt viele komische Szenen, die immer wieder Spannung brechen, so etwa der köstliche Lobgesang auf amerikanische Supermärkte und ihr Eisangebot – herrlich illustriert durch ein grelles Fast-Food-Video. (...) Der Funke springt über, das Hagener Premierenpublikum nimmt die Produktion begeistert auf und stärkt mit viel Applaus für alle Beteiligten seinem Theater den Rücken. Berechtigter Lohn für den Mut, Weills viel zu selten zu sehendes Stück auf den Spielplan zu setzen! 

(opernnetz.de)

Fulminanter Saisonauftakt mit „Street Scene“ am Theater Hagen

Roman Hovenbitzer zeigt eine „Straßenszene“, die ohne Regie-Verrenkungen auch in jedem sozialem Brennpunkt an der nächsten Ruhrgebiets-Ecke funktioniert. Es sind 24 Stunden aus dem tristen Alltag, in dem sich viele kleine Dramen und eine große Tragödie abspielen. (...) Hovenbitzer und GMD Florian Ludwig präsentieren das Broadway-Stück als vollwertige Oper, ohne Scheu vor der Gratwanderung zu haben. Die opernhaft-dramatischen Momente bekommen ebenso ihren Raum sowie die nötige Ruhe, wie die Regie in den Broadway-Nummern für Action und Tempo sorgt. 

(Ruhrnachrichten)

Das spielfreudige Ensemble garantiert eine flotte Inszenierung 

Immerhin bietet die Hagener Inszenierung Kurzweil dank der flotten Regie von Roman Hovenbitzer im raffiniert raumvergrößernden zweistöckigen Szenenbau von Roy Spahn, der auch die vielen Akteure phantasie- und charaktervoll eingekleidet hat. So wird Weills drittletztes Bühnen-Opus in Hagen allemal zum unterhaltsamen Hingucker. 

(Giessener Allgemeine)

Über allem schwebt das Dollarzeichen

Trotz der guten Ensembleleistung gebührt die Palme des Abends dem szenischen Leading-Team: Roy Spahns Ausstattung lässt bereits von Beginn der Oper kein nettes, nostalgisches Revivalprodukt zu, denn die Bühnenarchitektur erinnert eher an eine etwas heruntergekommene Shopping-Mall unserer Tage. An den großen ariosen Stellen werden leicht angekitschte Video-Sequenzen integriert, die an heutige Telenovelas erinnern, aber bestens mit der Musik Weills korrespondieren, dabei Schlaglichter auf die Gefühle der Protagonisten werfend. Die Kostüme sind modern, durchaus unterhaltsam, und zeigen die Freizeitmode der Underclass. Roman Hovenbitzer führt eine äußerst detailgetreue Momentaufnahme der heutigen, sozialen Kultur vor, dabei immer werknah. Denn was beim Weill der Vierziger Jahre als "american way of life" für Europäer durchaus exotisch anmuten mochte, hat uns heutzutage längst auf unserem Kontinent eingeholt. Genau dies ist die präzise Aussage des Opernabends und macht ihn so wertvoll. Hovenbitzers akribische Personen- und Chorregie sind da lediglich die Sahne auf dem Eisbecher, die Kirsche kommt durch Ricardo Vivianis exzellente Choreographie hinzu. Ein durchweg bejubelter Premierenabend ist der berechtigte Lohn. 

(Der Opernfreund)