Pressestimmen

Schlachten der Liebe

Bielefelder Theater zeigt "Die Entführung aus dem Serail" in der Oetkerhalle - eine bewegende, herausfordernde Opernerfahrung   Regisseur Roman Hovenbitzer treibt der "Entführung" die Nettigkeit aus und macht aus der oftmals bunten Türkenoper ein grimmiges Psychodrama über die Schlachten der Liebe: Eine aufregende, nachdenklich stimmende Zumutung. Anna Siegrots weißer, sich verjüngender und nur sparsam mit Requisiten bestückter Guckkasten konzentriert das Geschehen und löst beim Zuschauer jene Beklemmung aus, die auch die Figuren auf der Bühne verspüren. Hovenbitzer bringt echte, also ausnahmslos widersprüchliche Menschen auf die Bühne und lässt sie im Beziehungsdickicht straucheln, was zu spannenden Verschiebungen, Verkehrungen und Neubewertungen führt. (...) Die Bielefelder "Entführung" hat neue und zeitgemäße Dialoge, die komische, aber auch nachdenklich stimmende Akzente setzen. Eine mutige, aber sinnstiftend gegen den Strich gebürstete Produktion.

(Neue Westfälische)

 

Sehr sehenswerte „Entführung“ am Theater Bielefeld

Doch hier, in diesem engen und einengenden Raum spielt sich nun keine durch islamisch-christliche Gegensätze geprägte Mozart-Oper ab. Die Verschiedenheiten haben sich längst aufgelöst oder existieren nur noch in den Vorurteilen Belmontes, der meint, seine Konstanze durch Bestechung freikaufen zu können. Hovenbitzer interessieren kulturelle Differenzen wenig, wenn er sie auch immer wieder mal gerade als komisches Element einsetzt - so etwa, wenn die wenig zimperliche Blonde dem orientalischen Pascha Osmin das Wäschewaschen beibringt. In Bielefeld geht es um Liebesqualen und -freuden, die aber nicht in antagonistischen Gesellschaften ihre Ursache haben, sondern in den Charaktereigenschaften der Figuren und - wie könnte es anders sein - im Gegensatzpaar Mann-Frau. (...)   Am Ende gibt der Bassa die Paare frei, die sich flugs mit Kartoffelchips vor die heimische Glotze setzen. Ein schönes Leben! Konstanze gerät so von einem Gefängnis ins nächste. Einzig der Bassa kann - ein toller Einfall - das Theater durch den Saal türenknallend als freier Mann verlassen. Ein konsequent durchgeführtes Regiekonzept, das durch seine Schlüssigkeit überzeugt.

(Das Orchester)

 

Gefangen in sich selbst 

Mozarts "Entführung" als verdichtetes Kammerspiel am Theater Bielefeld

Gewohnte Sehweisen auf Mozarts Oper "Die Entführung aus dem Serail" bedient die aktuelle Inszenierung am Theater Bielefeld zwar nicht. Gleichwohl legen Regisseur Roman Hovenbitzer und Ausstatterin Anna Siegrot ein stimmiges, zeitgemäßes Konzept vor, das das subtile Beziehungsgeflecht der Personen im verdichteten Kammerspiel unter die Lupe nimmt und geschickt zwischen Tragik und Komik changiert: Eine Meisterleistung des gesamten Ensembles! Roman Hovenbitzer zieht den Zuschauer hinein in die Verwirrungen, Zweifel und Verletzungen, die allen Beteiligten widerfahren, weil sie unfrei sind, weil sie das Fremde ablehnen und es Ihnen unmöglich ist, angestammten Denkweisen zu entsagen. Es sind die Einschränkungen, die jeder in sich selbst trägt und die mitunter zu tragischen Biographien führen. Hovenbitzer und Siegrot haben die Grenzen in ihrer Inszenierung farblos markiert, die Charaktere dafür umso schillernder gezeichnet. In der von Orientalismen entstaubten Guckkastenbühne nimmt die Regie das subtile Geflecht der beiden Dreiecksbeziehungen unter die Lupe, überhöht die Seelennot in Form von Video-Einspielungen und hält das Zaudern in Standbildern fest. Ja, diese "Entführung" bedient sich der modernen Medien, wie auch Bassa Selim ganz westlich modern seine Haremsdamen videoüberwacht am Computer arbeiten lässt. Denn der Patriarch ist ebenso wie sein Leibwächter Osmin gepflegt und gebildet. Dagegen nehmen sich Belmonte und Pedrillo eher wie tumbe Tölpel aus. Kein Wunder, wenn sich die sensible Konstanze zu dem Feingeist Selim hingezogen fühlt und es dem kessen Luder Blonde ein tierisches Vergnügen bereitet, den tadellosen Osmin zu bezirzen. Am Ende fehlt den beiden die Entschlossenheit, sich aus alten Fesseln zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das holt man sich allenfalls noch bei einer Tüte Chips als Spielfilm ins heimische Wohnzimmer. Selbst schuld! Slapstick, originelle Einfälle und locker-flockige Dialoge verhindern, dass der Abend als Trauerspiel endet und lassen die Stimmung geschickt zwischen Tragik und Komik changieren.

(Westfalen-Blatt)

 

Konsequenter, moderner und unromantischer Blick auf Mozarts Singspiel

Hovenbitzer hält seinen aktuellen Blickwinkel konsequent durch - und inszeniert ein modernes Beziehungsdrama zwischen den kulturellen Welten.

(Westfälischer Anzeiger)

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