Mitreißendes Fräuleinwunder
Roman Hovenbitzer brachte den auf den ersten Blick schlichten Liederabend im Neubrandenburger Schauspielhaus zu einer enthusiastisch gefeierten Premiere. Was leicht als Nummernprogramm hätte veröden können, wird hier nämlich geschickt mit inszenatorischen Ideen gefüllt. Aus einem Hauch von Nichts an Handlung und Dialog macht der Regisseur eine schön-schrille Bürorevue, in der sieben Schauspielerinnen dem Affen Zucker, dem Büroboten Joghurt im löffelklimpernden Donauwalzertakt, dem Chef die Linie und dem Publikum eine mitreißende Vorstellung geben. Auch wenn sie für den gesichtslosen Dienstherren alle „Fräulein“ heißen, schaffen Regie, Song-Repertoire, Ausstattung und Choreographie sowie das lustvolle Spiel eines gut aufgelegten Ensembles ein bezauberndes Panoptikum weiblicher Typologie. Da wird Komik auf die Spitze getrieben, ohne Figuren zu denunzieren, da gibt es anrührende Momente ohne sentimentalen Knacks, und nie gerät das Ensemble zur Staffage für die jeweilige Solistin. Mit Sinn für originelle Details und ironischen Charme sorgt Hovenbitzer dafür, dass es auch im „Hintergrund“ immer etwas zu entdecken gibt.
(Nordkurier Mecklenburg-Vorpommern)