Finale in der Zwangsjacke
Roman Hovenbitzer – den Namen dieses jungen Regisseurs wird man sich merken müssen. Seine Deutung von „DER FREISCHÜTZ“ ist so klug wie überraschend und gleichzeitig verblüffend naheliegend. Der Regisseur beruft sich auf Johann Apels Gespenstergeschichte von 1810, die auch als Quelle für den Komponisten und seinen Librettisten Friedrich Kind war, und legt die Kerngeschichte frei. Agathe, Prämie für den Schützenkönig, wird von ihrem Verlobten Max erschossen. Der wandert ins Irrenhaus. Hier setzt Hovenbitzer an. Max, deutlich gealtert, halluziniert seine Tat als psychiatrischer Patient, der Mörder wider Willen lässt das Geschehen im Rückblick Revue passieren. (...) Der letzte Akt gibt Aufklärung, alles fügt sich zu einem vollkommen einsichtigen Ganzen. Anspielungen mit der Zwangsjacke, Zitate aus dem Kirchenkanon wie katafalkähnlicher Tisch, Händewaschungen in Unschuld und Opferbereitung, dazu der Sarg in der Wolfsschlucht, an dem sich später die Dorfbewohner beim Leichenschmaus laben, jetzt macht es Sinn.
(Die Welt)
Weber mit unchristlichem Schluss
Mit Carl Maria von Webers romantischer Oper gelang dem Allee-Theater seine bislang beste Produktion, dank der klugen Regie von Roman Hovenbitzer und der phantasievollen Raumbühne von Pavel Bilek. (...) Hovenbitzer hat sich auf den finsteren Schluss der Volkssage besonnen: Max landet in der Psychiatrie, und der Eremit tritt als Psychiater auf. Ob er Max heilen kann, bleibt offen. Das Volk tut so, als wäre alles in bester Ordnung und feiert mit Erbsensuppe. Eine heute oft zu beobachtende bittere Realität, die nachdenklich stimmen muss.
(Szene Hamburg–Das Kulturmagazin)
Volltreffer mit kleinerem Kaliber
Das Experiment gelang – diese Opernproduktion ist die bisher am besten gelungene der Hamburger Kammeroper. Roman Hovenbitzers Inszenierung arbeitete mit Chiffren und Andeutungen, Konfrontation bis zur drastischen körperlichen Auseinandersetzung beherrschte die Szene. Die Neudeutung der letzten Szene entbehrte nicht der Extravaganz, war aber gleichzeitig von einleuchtender Logik.
(Hamburger Abendblatt)